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Winter Deaflympics Bericht

Winter Deaflympics Bericht


Großer Erfolg für Österreich! – Fünf Medaillen bei den 19. Winter-Deaflympics 2019 in Italien

Vom 12. bis 21. Dezember 2019 fanden in Valtellina/Valchiavenna (Italien) die 19. Winter-Deaflympics, das wichtigste Wintersport-Ereignis für taube Menschen, die alle vier Jahren in verschiedenen Ländern durchgeführt werden (vergleichbar Olympische Spiele bei den Hörenden), statt. Es wurden Wettkämpfe in sechs Sportarten durchgeführt und zwar Ski alpin, Snowboard, Ski-Langlauf, Eishockey, Curling und Schach.

Diese Spiele wurden in der Provinz Sondrio in der Region Lombardei im Norden Italiens veranstaltet. Die Provinz Sondrio liegt unmittelbar an der Grenze zur Schweiz. Dort gab es insgesamt sechs verschiedene Standorte, die teilweise sehr weit voneinander entfernt, aber alles in der gleichen Provinz Sondrio verteilt waren. Der ICSD-Kongress fand in Verceia statt, die Eröffnung in der Stadt Sondrio, die Eishockey-Wettkämpfe und Schachbewerbe sowie Abschlussfeier in Chiavenna, Curling in Madesimo (ganz im Westen). In einem Ort namens Santa Caterina Valfurva, ganz im Osten, wurden drei Sportarten und zwar Ski-Langlauf, Ski alpin und drei Snowboard Bewerbe (Parallel-Riesentorlauf, Parallel-Slalom und Boardercross) durchgeführt. Kurzfristig wurden die zwei weiteren Snowboard-Bewerbe „Slopestyle“ und „Big Air“ nach Chiesa di Valmalenco (etwa 45 Auto-Minuten nördlich von der Provinzhauptstadt Sondrio) verlegt, weil in Santa Caterina keine solche Anlagen (Sprungschanzen und dazugehörige Hindernisse) vorhanden sind. Zum Glück waren keine Österreicher*innen von der kurzfristigen Verlegung betroffen.

Das Österreichische Team in Santa Caterina Valfurva

Einige Sportler*innen waren schon mindestens eine Woche vor dem Beginn der Winter-Deaflympics angekommen, damit sie den Schnee in diesem Ort besser kennen lernen und auch besser erfühlen können, um eventuell ihre Medaillenchancen zu erhöhen.

Bevor das Team des Österreichischen Gehörlosen Sportverbandes (ÖGSV) nach Santa Caterina kam, mussten die Sportler*innen und Betreuer*innen zur Akkreditierung in Chiavenna, wo fast alle Personen am 9. Dezember 2019 ankamen. Von diesem Ort bis zum Wettkampfort dauerte die Fahrt fast zweieinhalb Stunden.

Santa Caterina ist ein Ortsteil der Gemeinde Valfurva und liegt im Gaviatal. Dieser Ort liegt nicht weit vom berühmten Skiort Bormio in der Provinz Sondrio (Region Lombardei) im Norden Italiens. Dort leben etwa 200 Einwohner, aber so genau lässt es sich nicht sagen. Im Skiort Santa Caterina gibt es acht Lifte und 40 Pistenkilometer. Hier wurde die bekannte mehrfache Ski-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Deborah Compagnoni geboren. In diesem Ort war zu diesem Zeitpunkt richtiger Winter mit viel Schnee.

  1. ICSD-Kongress 9. bis 11. Dezember 2019 in Verceia

In Verceia (ca. 20 Auto-Minuten südlich von Chiavenna) fand der der ICSD-Kongress vom 9. bis 11. Dezember 2019 statt. Den ÖGSV vertraten Präsident Günther Duschet und Vizepräsident Bernhard Kurzmann. Dort wurden viele Themen besprochen. Das Finanzielle hat beim ersten Kongress-Tag am 10. Dezember 2019 einen halben Tag in Anspruch genommen. Des Weiteren wurde über die Gehörlosen-Sportjugend diskutiert und es schaut für die Zukunft positiv aus. Das ICSD hat vier neue Länder aufgenommen und zwar Libanon, Palästina, Paraguay und Mosambik. Dazu wurden zwei Verbände aufgenommen und zwar Leichtathletik und Eishockey.

Eine neue Sportart wurde für die nächsten Winter-Deaflympics 2023 in das Programm aufgenommen und zwar Futsal. Schach wird dort auch weiterhin als Bewerb beibehalten. Ob die ICSD-Jugend-Deaflympics in vier Jahren stattfinden werden, wird noch besprochen.

Am zweiten Tag des ICSD-Kongresses, am 11. Dezember 2019, gab es wiederum was Interessantes zu berichten.

Der Kandidat für die nächsten Sommer-Deaflympics 2021 ist Brasilien mit den Orten Caxias do Sul (Dezember 2021) oder Brasilia (September/Oktober 2021). Es ist wieder einmal sehr knapp für die Bewerbung der Deaflympics. Eigentlich sollte der Ort für Sommer- und Winter-Deaflympics schon sechs Jahre im Vorhinein festgelegt werden. Jedoch haben sich noch keine Bewerber gefunden, sodass sich Brasilien kurzfristig bereit erklärt die Sommer-Deaflympics 2021 zu organisieren.

Für die Winter-Deaflympcis 2023 überlegt sich Kanada noch, ob sie die Ausrichtung übernehmen werden oder nicht, da die Disziplin Futsal neu in das Programm für die Winter-Deaflympics 2023 aufgenommen wurde, und das auch noch organisiert werden muss. Es bleibt abzuwarten.

Weitere Events wurden auch für die nächsten Zeiten geplant. 2023 sollen die Jugend-Deaflympics in Brasilien in Brasilia (in den Sommerferien im Juli 2023) stattfinden. Des Weiteren haben Japan und Griechenland Interesse die übernächsten Sommer-Deaflympics 2025 auszurichten. Beide Länder arbeiten noch daran. Für die übernächsten Winter-Deaflympics 2027 überlegt die Türkei, ob sie die Spiele übernehmen werden. Alles ist noch nicht fix.

Der bisherige Vizepräsident Chen Kang aus Taiwan wurde mit großer Stimmenmehrheit als ICSD-Präsident gewählt, nachdem der bisherige Präsident Dr. Valery Rukhledev aus Russland in der ersten Hälfte des Jahres 2018 zurückgetreten ist. Dazwischen hatte phasenweise die Australierin Rebecca Adam die interimistische Präsidentschaft inne, bevor sie einige Monate vor dem Kongress auch das Amt zurücklag.

Außerdem wurde unsere Badmintonspielerin Katrin Neudolt vom ICSD zur Weltsportlerin des Jahres 2018 (Sportswoman of the year 2018) ausgezeichnet. Herzliche Gratulation an Katrin, und das ist auch eine Auszeichnung für Österreich und den ÖGSV.

Einige Details zu den Winter-Deaflympics 2019 in Valtellina/Valchiavenna:

  • 187 Teilnehmer*innen aus 34 Ländern
  • 506 Athlet*innen (377 männliche und 129 weibliche)
  • 150 Trainer*innen
  • 108 Delegierte
  • 56 Dolmetscher*innen
  • 29 Medien-Leute
  • 136 Team-Leiter*innen
  • 54 Ärztinnen und Ärzte
  • 102 freiwillige Mitarbeiter*innen

Insgesamt wurden an den Spielen 1.187 Teilnehmende registriert. Die meisten Teilnehmer*innen konnte der Schachsport mit 112 Teilnehmer*innen aufweisen.

Eröffnungsfeier in Sondrio

Die Eröffnungsfeier der 19. Winter-Deaflympics 2019 wurde für diesen Tag um 16.30 Uhr angesetzt. Unsere Sportler*innen und das Betreuerteam weilen für die Deaflympics in Santa Caterina Valfurva (ganz im Osten der Provinz Sondrio). Zur Eröffnungsfeier mussten wir etwa eineinhalb Stunden Fahrt in Kauf nehmen. Die Eröffnungsfeier fand in der Provinzhauptstadt Sondrio statt, wo unter anderem auch der ICSD-Präsident Kang, der Bürgermeister von Sondrio und der Landeshauptmann der Provinz Sondrio, sowie FSSI-Präsident aus Italien, ebenso der Präsident des italienischen Behindertensportverbandes anwesend waren. Ebenso hielt die mehrfache Ex-Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Ski alpin Deborah Compagnoni, die in Santa Caterina Valfurva geboren wurde, eine Ansprache. Es war eine sehr schöne Feier mit einem Fahnenmeer. Die Ansprachen wurden auf die Leinwand projektiert, auf welcher ein/e hörende/r Dolmetscher*in (in LIS) auf der linken Seite und eine taube Dolmetscherin (in IS) auf der rechten Seite zu sehen war. Es wurden auch einige Performancen durchgeführt. Etwa nach eineinhalb Stunden verließ das ÖGSV-Team das Festgelände, um die weite Rückfahrt zu absolvieren und auch für den morgigen Wettkampftag ausgeruht zu sein.

20-köpfiges Team aus Österreich – Sportler*innen und Betreuer*innen

An den alpinen Ski-Bewerben (5 Disziplinen: Abfahrt, Super G, Super-Kommbi, Riesentorlauf und Slalom) nahmen 65 Skisportler*innen teil, davon 47 männliche und 18 weibliche TeilnehmerInnen. Für den Skisport nahmen aus Österreich sechs Personen teil und zwar Beatrice Brunnbauer (NÖ), Kristina Köck, Melissa Köck (beide Kärnten), Christoph Lebelhuber (OÖ), Lukas Käfer (NÖ), Michael Grill (Steiermark).

Bei den Snowboard-Bewerben waren es insgesamt 55 Athlet*innen (35 männlich und 20 weiblich), davon drei Österreicher*innen Lisa Zörweg (Wien/Steiermark), Raphael Petr (Steiermark) und Wolfgang Gruber (Niederösterreich).

Nicht nur die Sportler*innen sind wichtig für die Winter-Deaflympics, sondern das ganze Team, das die Ski- und Snowboardfahrer*innen betreut. Für beste Skimaterialien, um möglichst schnell zu fahren können, sorgten Hans Karner und Erwin Thier, sowie Günther Köck. Das Trainerteam bestand aus David Pelletier, Günther Köck und später dazu gestoßen war Manuel Hüttel. Ebenso von großer Bedeutung sind die Physiotherapeutinnen Theresa Grath und Manuela Fuchs, die die beanspruchten und müden Muskeln der Athlet*innen mit Physiotherapie fit gemacht haben. Des Weiteren sorgte das Media Team mit Daniele Le Rose und Paul Steixner für die aktuellen Berichterstattungen mit Texten, Fotos und Videos. Für die einwandfreie Organisation waren der Vizepräsident und Chef der Mission Bernhard Kurzmann und Sportdirektor Christoph Blieweis, der nach einer Woche aus beruflichen Gründen verließ, verantwortlich.

Großartig: Österreich konnte fünf Medaillen erringen

In allen fünf Ski alpin Disziplinen traten Melissa Köck (22 Jahre alt), Kristina Köck (24), Christoph Lebelhuber (30) und Michael Grill (33) an. Sowohl Lukas Käfer (26) als auch Beatrice Brunnbauer ließen den Slalom aus, dazu startete Brunnbauer in der Alpinen Kombination nur als Vorläuferin, da Slalom nicht ihr Gebiet ist.

Dazu nahmen drei Snowboarder*innen in drei von fünf Disziplinen teil, und zwar Lisa Zörweg (27), Raphael Petr (35) und Wolfgang Gruber (33).

Ski alpin – 4 Medaillen (4 Bronzemedaillen)

Abfahrt (Bronze): Die Besichtigung der Abfahrtsstrecke, die noch nicht offiziell mit Toren gesteckt war, war für den 10. Dezember 2019 angesetzt. Dann am nächsten Tag wurde das offizielle Abfahrtstraining ohne Zeitnehmung auf der eigens für die Winter-Deaflympics abgesperrten Rennpiste durchgeführt. Für den Eröffnungstag, den 12. Dezember 2019 vormittags, war das offizielle Abfahrtstraining mit Zeitnehmung geplant, das aber wegen schlechter Witterungsverhältnisse (keine gute Sicht, Schneefall, usw.) auf den nächsten Tag verschoben werden musste. Am 13. Dezember 2019 fand vormittags das Abfahrtstraining statt und dann mittags begann das Rennen.

Der Niederösterreicher Lukas Käfer konnte den sensationellen dritten Platz verbuchen. Es war überhaupt seine erste Teilnahme bei den Deaflympics und auch gleich dazu eine Medaille.

Die Ergebnisse weiterer Österreicher*innen: Bei den Damen belegte Beatrice Brunnbauer den 6. Platz, Melissa Köck den 7., Kristina Köck den 9. Platz. Bei den Herren rangierten sich Christoph Lebelhuber auf den 9. und Michael Grill auf den 14. Platz.

Alpine Kombination (Bronze): Das Wetter war zum Glück an diesem Tag, den 14. Dezember 2019, sehr gut für die Alpine Kombination, denn bei Speedrennen, wie etwa die Abfahrt, muss eine gute Sicht vorhanden sein, denn dies ist eine gefährliche Disziplin, die nicht bei allen Wetterbedingungen, wie etwa Wind oder Nebel, durchgeführt werden kann. Die Alpine Kombination besteht aus einem Abfahrtslauf und einem Slalom (nur einen Durchgang).

Nach der Bronzemedaille von Lukas Käfer am Vortag eroberte die Kärntnerin Melissa Köck ebenfalls die Bronzemedaille. Sie freute sich sehr über den dritten Platz. Ihre Schwester Kristina Köck belegte den guten fünften Platz.

Heute war nicht der Tag für die Herren. Nach gutem Lauf in der Abfahrt wurde Christoph Lebelhuber wegen einem Torfehler disqualifiziert, ebenso wie Michael Grill. Schade für Lebelhuber, denn er war auf dem guten Weg zu einer Medaille, was ihm aber leider nicht gelang. Lukas Käfer trat beim Slalom nicht mehr an.

Super G (keine Medaille): Am dritten Tag der Winter-Deaflympics, am 15. Dezember 2019, fand das Super G Rennen statt. Bei den Damen holte Melissa Köck nur Blech, also den undankbaren vierten Platz. Dahinter, den fünften Rang, belegte ihre Schwester Kristina Köck. Kristina wurde während ihres Laufes von einem Passanten auf der Rennstrecke behindert, sodass sie erneut starten musste. Für sie war es kräfteraubend, dass sie unfreiwillig zweimal fahren musste. Die weitere Österreicherin Beatrice Brunnbauer musste sich mit Platz sieben begnügen, obwohl sie an diesem Tag krank war.

Im Herrenbewerb haben die Österreicher keinen guten Tag erwischt. Christoph Lebelhuber war sehr gut unterwegs, in der oberen Hälfte war er der Beste, jedoch im unteren Teil hat er einen großen Fehler gemacht, trotzdem landete er auf dem sechsten Platz. Wenn er fehlerfrei gefahren wäre, wäre eine Medaille möglich gewesen. Michael Grill belegte den guten 17. Platz. Für Lukas Käfer war ca. 5 oder 6 Tore vor dem Ziel das Rennen zu Ende, denn er fuhr beim Tor vorbei.

Riesentorlauf (Bronze): Am 17. Dezember 2019, fand der Riesentorlauf auf der gleichen Piste wie bei der Abfahrt, alpine Kombination und Super G, statt.

Nach dem ersten Durchgang belegte Melissa Köck ex-aequo den gleichen Platz wie die russische Profi-Fahrerin Elena Yakovishina, den zweiten Rang, bei den Damen. Dann im zweiten Durchgang hatte Melissa Köck einen leichten Fehler begangen, sodass sie einen Platz einbüßen musste. Sie war enttäuscht, weil sie einen besseren Platz erreichen wollte. Jedoch konnte sie sich nach kurzer Zeit mit der Bronzemedaille anfreunden. Die weiteren Österreicherinnen zeigten auch eine gute Leistung. Kristina Köck belegte den 5. Platz, Beatrice Brunnbauer den 6. Platz. Das Rennen konnte die Tschechin Teresa Kmochova für sich entschieden.

Christoph Lebelhuber verpasste die Bronzemedaille hauchdünn um 3 Hundertstel bei den Herren. Er war im ersten Lauf auch auf dem vierten Rang, konnte noch den Franzosen Thomas Luxcey überholen, aber der Tscheche Jiri Hartig überbot die Leistung von Christoph Lebelhuber, indem er sich vom fünften Platz im ersten Durchgang auf den Dritten im zweiten Durchgang steigern konnte. Daher gab es für Christoph Lebelhuber nur Blech. Es ist wirklich schade, denn Lebelhuber zeigte eine sehr gute Leistung. Lukas Käfer stürzte im ersten Durchgang knapp vor dem Ziel, zum Glück blieb er unverletzt. Des Weiteren belegte Michael Grill den 20. Platz.

Slalom (Bronze): In Santa Caterina Valfurva war am 18. Dezember 2019, der letzte Tag der Winter-Deaflympics mit den Bewerben Ski alpin, Snowboard und Langlauf. Die Winter-Deaflympics gehen jedoch weiter, aber in anderen Orten und zwar in Chiavenna (Eishockey und Schach), Madesimo (Curling) und Chiesa di Valmalenco (Snowboard Slopestyle und Big Air).

Für Österreich starteten die Geschwister Melissa und Kristina Köck bei den Damen sowie Christoph Lebelhuber und Michael Grill bei den Herren.

Nach dem ersten Durchgang stand Melissa Köck auf dem dritten Platz, konnte diese Platzierung auch nach dem zweiten Durchgang behalten. Somit errang sie die Bronzemedaille im Slalom. Das war ihre dritte Medaille bei diesen Winter-Deaflympics. Kristina Köck belegte wieder einmal – wie auch bei den anderen Disziplinen – den fünften Platz. Den Sieg holte die Russin Elena Yakovishina vor Teresa Kmochova.

Bei den Herren musste sich Christoph Lebelhuber mit Platz fünf begnügen. Ein anderer Österreicher, Michael Grill, erreichte den 21. Rang. Der Italiener Giacomo Pierbon errang in allen fünf Disziplinen den Deaflympics-Sieg im Ski alpin.

Alle Ergebnisse von Ski alpin, siehe: http://www.2019deaflympics.com/schedule-alpine-skiing/

Snowboard – 1 Medaille (Silber)

Parallel-Riesenslalom – PSG (keine Medaille): Nachdem alle Österreicher*innen am 13. Dezember 2019 die Qualifikation und das Achtelfinale erreicht hatten, schieden sie im Viertelfinale leider aus.

Bei den Damen um Lisa Zörweg war es sehr knapp, sie verlor gegen die starke Finnin, die dann später das Finale erreicht hat. Wolfgang Gruber und Raphael Petr hatten gegen die starken Russen das Nachsehen. Somit belegten alle Österreicher*innen die Plätze zwischen fünf und acht. Das Niveau der Snowboardsportler*innen wurde in den letzten Jahren um ein Vielfaches erhöht.

Parallelslalom – PSL (keine Medaille): Der Start am 14. Dezember 2019 begann perfekt für Lisa Zörweg. Sie fuhr ausgezeichnet und fehlerfrei. Da lebte die Chance auf eine Medaille, sogar die Goldmedaille. Im ersten Qualifikations-Lauf erzielte sie die Bestzeit vor der favorisierten Finnin Cecilia Hanhikoski und der Russin Anna Surmilina. Leider hat Zörweg ihren zweiten Quali-Lauf total verhaut, sie hat die sogenannte Bananen-Steckung übersehen und verdrehte sich und musste kurz zurückgehen, hat dann aber den Lauf im Ziel beendet. Laut digitaler Anzeigetafel wurde Zörweg als 9. Platz platziert, das bedeutete, dass sie ausgeschieden war, weil nur die ersten Acht in das Viertelfinale kommen. Die offizielle Ergebnisliste auf Papier ließ lange auf sich warten, da hat sich Zörweg bereits vom Zielgelände in der nahen Jausenstation befunden und genehmigte sich ein Getränk, da sie im Glauben war, dass sie ausgeschieden ist. Plötzlich hat ein aufmerksamer Betreuer das Ergebnis auf einer hinteren Anzeigetafel gesehen, dass sie doch auf dem 8. Platz stand und hat dies ganz schnell über WhatsApp den anderen Betreuern mitgeteilt, dass sie sich doch qualifiziert hat. Schnell wurde Zörweg von der Jausenstation zurückgeholt und mit dem Skidoo hinaufgeführt, sodass sie rechtzeitig zur Startbase kam. Als Achte der Quali musste sie gegen die Beste des Quali-Laufes, die Finnin Cecilia Hanhikoski, antreten. Das war eine wahrlich schwere Aufgabe. Kurz nach dem Start war Zörweg leicht im Rückstand, konnte im Mittelteil noch aufholen und vier Tore vor dem Ziel lag sie gleichauf bzw. sogar knapp in Führung gegen die Finnin. Dann passierte eine Schrecksekunde und Zörweg stürzte, da sie voll auf Angriff war. Da war die Chance auf die Medaille dahin und sie musste sich im Viertelfinale verabschieden. Für die Zuschauer*innen war diese Partie zwischen Zörweg und Hanhikoski ein Krimi, spannender als ein Krimi-Film.

Bei den Herren schafften Raphael Petr und Wolfgang Gruber den Aufstieg in das Achtelfinale, so wie fast alle anderen männlichen Rennläufer. Im Viertelfinale wurde die Paarung ausgerechnet – nach Berechnung der Zeiten – und zwischen den beiden Österreichern zugewiesen. Raphael Petr konnte sich gegen Wolfgang Gruber, der sich im oberen Teil verdreht hat, durchsetzen und schaffte den Aufstieg in das Viertelfinale. Jedoch im Viertelfinale war für Petr Endstation, da er gegen den besten Snowboarder aus Russland antrat und gegen diesen nicht den Funken einer Chance hatte.

Boardercross (Silber): Für den heutigen Tag, den 16. Dezember 2019, wurde das Boardercross Snowboard Rennen in Santa Caterina angesetzt. Der Start befand sich auf 2700 Meter Höhe.

Für Österreich starteten alle teilnehmenden Snowboarder*innen und zwar Lisa Zörweg, Raphael Petr und Wolfgang Gruber. Wie groß die Chancen auf eine gute Platzierung sind, wusste man vorher nicht, denn für Österreich ist dieser Bewerb neu. Es war spannend und zugleich auch locker bei den österreichischen Sportler*innen. Bei den Damen nahmen 14 Personen teil, bei den Herren 27. Zuerst wurde einzeln gestartet, die Zeiten wurden ermittelt, um dann gerecht die Plätze für die Finalrunden zu vergeben. In den Anfangsphasen der Finalrunde werden nicht die Stärksten gegeneinander antreten, sondern erst im Finale.

Lisa Zörweg schaffte bei den Damen locker das Semifinale. Schließlich kam sie in das Finale der besten vier. Im Finale im oberen Teil lag Zörweg noch auf dem dritten Platz, konnte aber noch im Endspurt die Italienerin überholen, und holte die Silbermedaille. Das war eine bravouröse Leistung von ihr.

Bei den Herren gab es auch sehr gute Leistungen für die österreichischen Sportler. Wolfgang Gruber und Raphael Petr erreichten das Viertelfinale, wobei Gruber beim Viertelfinale ausschied und Raphael kam in das Semifinale. Wolfgang Gruber errang den 14. Platz. Raphael Petr schied im kleinen Finale für die Plätze 5 bis 8 aus und wurde als Siebter klassiert.

Alle Ergebnisse zu Snowboard, siehe: http://www.2019deaflympics.com/schedule-snowboard/

Abschlussfeier in Chiavenna

Nachdem die Ski- und Snowboardbewerbe am 18. Dezember 2019 abgeschlossen waren, fuhr das verkleinerte 13-köpfige ÖGSV-Team am 20. Dezember 2019 vormittags mit Kleinbussen und Pkws in eine andere Ortschaft namens Campodolcino, die im Westen der Provinz Sondrio lag, wo unser Team zwei Nächte verbrachte. Dieser Ort ist über kurvenreiche Straßen bergauf etwa 30 Auto-Minuten von Chiavenna entfernt. An diesem Tag hat es stark geregnet und die Autofahrt von Santa Caterina Valfurva nach Campodolcino dauerte mehr als drei Stunden.

Am 21. Dezember 2019, am Schlusstag der Winter-Deaflympics, stand das Eishockeyfinale zwischen USA und Kanada in Chiavenna am Programm. Nach der Medaillenübergabe an die drei besten Eishockey-Teams auf dem Eishockeyplatz fand die offizielle Abschlussfeier statt. Die Ansprachen haben unter anderem auch der Bürgermeister von Chiavenna, sowie Politiker aus der Region Lombardei und/oder Provinz Sondrio abgehalten. Der ICSD-Präsident Chen Kang aus Taiwan erklärte die 19. Winter-Deaflympics 2019 für beendet. Die ICSD-Fahne wurde vom Fahnenmast geholt und das deaflympische Feuer wurde gelöscht. Danach wurde eine Performance von Eisläuferinnen auf dem ganzen Platz durchgeführt. Ebenso wurden 34 schlittschuhlaufende Kinder auf das Eis geschickt, die mit den Nationenfahnen, insgesamt 34 teilnehmenden Nationen, rund um den Eisplatz umherglitten.

Nach der offiziellen Abschlusszeremonie fuhren oder gingen die Sportler*innen, Betreuer*innen und Delegierten in das etwa eineinhalb Kilometer entfernte Hotel, wo die Schachbewerbe durchgeführt wurden, dort wurde das letzte Abschluss-Essen eingenommen, bevor alle in die Heimat fuhren oder flogen.

Resümee

Für Österreich und den Österreichischen Gehörlosen-Sportverband (ÖGSV) waren die 19. Winter-Deaflympics ein großer Erfolg, da die Sportler*innen fünf Medaillen erobert haben, und zwar eine Silber- und vier Bronzemedaille. Die erfolgreichste Sportlerin ist Melissa Köck aus Kärnten, welche drei Bronzemedaillen in den Ski-Disziplinen Alpine Kombination, Riesentorlauf und Slalom erringen konnte. Des Weiteren wurde überraschenderweise Lukas Käfer aus Niederösterreich in der Abfahrt im alpinen Skisport mit der Bronzemedaille belohnt. Die beste Platzierung der Deaflympics konnte die Snowboarderin Lisa Zörweg (Steiermark/Wien) verbuchen, denn sie erkämpfte die Silbermedaille in der Snowboard-Disziplin Boardercross. Ausgezeichnete Leistung zeigte Christoph Lebelhuber aus Oberösterreich, der die Bronzemedaille im Riesentorlauf um nur 3 Hundertstel verpasste. Ihm gebührt auch das Lob, denn er zog sich im März eine schwere Knieverletzung zu und musste viele Rehabilitationen auf sich nehmen und konnte durch den eigenen Fleiß mit Fitness-Training doch die Deaflympics-Teilnahme ermöglichen. Die Leistungen weiterer anderer österreichischen Sportler*innen waren sehr gut, denn das Niveau der Rennläufer*innen aus den anderen Ländern war sehr hoch.

Die Medaillenwertung gewann Russland mit insgesamt 48 Medaillen (17 Gold, 18 Silber, 13 Bronze) ganz klar vor Italien mit 7 Medaillen (5 Gold und 2 Bronze), sowie der Ukraine mit 11 (4 Gold, 4 Silber, 3 Bronze). Wobei man anmerken darf: die russischen Sportler*innen verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Betreiben des einzelnen Sports, sodass sie sich sehr gut für die sportlichen Wettkämpfe vorbereiten konnten. Von fast allen anderen Ländern, wie etwa Österreich, gehen die Sportler*innen einem normalen Vollzeit-Job nach und müssen in der Freizeit trainieren. In der Gesamt-Medaillenwertung belegte Österreich mit insgesamt 5 Medaillen (1 Silber, 4 Bronze) den guten 11. Platz unter 34 Nationen.

Weitere Berichterstattungen
Die offizielle Winter-Deaflympics-Seite ist http://www.2019deaflympics.com/, wo alle Ergebnisse zu sehen und auch englischsprachige Berichte zu lesen sind. Ebenso sind Fotos und Videos auf dieser Webseite untergebracht.

Auch das Media-Team des ÖGSV sorgte für täglich aktuelle Berichterstattung mit Berichten, Fotos und Videos vom österreichischen Team, siehe https://international.oegsv.at/.

Bericht: Paul Steixner

Winter Deaflympics Bericht

Veröffentlicht am 7. Januar 2020 um 09:25

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